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Hannah J. Kohler

Interview

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© Ausstellungseröffnung 'Frischzelle_29: Hannah J. Kohler', Kunstmuseum Stuttgart, Foto: Gerald Ulmann

Haben Sie sich aktuell neue künstlerische Schwerpunkte gesetzt?

Fotografie und Video sind meine Medien, und ich arbeite gerade mehr mit multimedialer Installation. Ich möchte die gängige Informationsform der Fotografie und klassische Prints eher hinter mir lassen und auch die Repräsentation neu interpretieren. Zum Beispiel eine Koexistenz von Nagel und Printmotiv an der Wand schaffen oder mit fremdem Material wie Planen arbeiten.

 

Welche Themen bewegen Sie zurzeit?

Ich bin jemand, der sich gerne inspirieren lässt, auch durch Natur und architektonische Gegebenheiten. Urlaube sind für mich total wertvoll, weil ich dann in einen Arbeitsfluss komme, ohne Druck. Ich arbeite auch im Urlaub, weil ich immer auf der Suche nach neuen Inspirationsquellen bin.

Sie wurden als Künstlerin schon mehrfach ausgezeichnet - was bedeuten Ihnen diese Auszeichnungen und was bedeutet Ihnen die Nominierung zum Kunstpreis Kunsthub?

Es ist eine große Wertschätzung für mich. Eine Anerkennung der eigenen künstlerischen Arbeit und auch als Künstlerin. Nach dem Studium geht man einen harten Weg und über viele Stolpersteine. So eine Würdigung zu bekommen, gibt uns Künstlerinnen die Möglichkeit, unsere Arbeit auch mehr Menschen zeigen zu können.  

 

Wie sehen Sie als Künstlerin Ihren Weg in die Zukunft?

Austausch ist für mich sehr wichtig. Mit anderen Menschen in Verbindung zu kommen, mit anderen Künstlern und mit verschiedenen Repräsentanten, der Jury, Galeristen. Es wäre schön, wenn es so weitergehen könnte, denn es hängt an solchen Auszeichnungen noch so viel mehr dran, was die Zukunft bringen wird.

Das Interview wurde von Katharina Goldbeck-Hörz geführt (© Goldbeck Hoerz Public Relations GmbH).

Mehr über die Künstlerin

Für Hannah J. Kohler ist „Wahrnehmung“ ein riesiges Themenfeld. Lange vor ihrem Kunststudium hat sie sich damit auseinandergesetzt, angeregt durch Wimmelbilder, in welchen sie jegliche Geschichte und ihre Vielschichtigkeit zu verstehen versuchte. Mit akribischer Aufmerksamkeit erforscht sie heute die unzähligen Welten der Menschen. Wie man sich selbst erlebt und was andere reflektieren. „Wenn ich den Blick unvoreingenommen auf die Mitte der Gesellschaft richte, geht es bei der Wahrnehmung oft um Vorurteile. Andererseits stelle ich mir selbst die Frage, wie erlebe ich mich als Künstlerin, als Frau, als Individuum, und bin ganz offen, mich selbstkritisch und gleichzeitig humorvoll zu hinterfragen.“

Geht das denn noch zusammen in unserer Zeit - Weiblichkeit und Humor? „Mir ist es generell wichtig, dass man in Diskussionen um Weiblichkeit oder Gendering auch das Skurrile darin entdeckt“, sagt die Künstlerin. „Es sind ja schwere Themen. Wenn man diese so hart behandelt, ist es kaum möglich, in seiner Meinung unabhängig zu bleiben. In den Inszenierungen sind deshalb überall versteckte Botschaften, und auch meine Texte sind etwas übertrieben und auf die Spitze getrieben. Sinnieren ist Teil meiner konzeptionellen künstlerischen Idee.“

Ästhetisch, grafisch vollendet, die Installation aus schwarz/weiß-Fotografien „sicher unsicher“. Es ist ihre erste Arbeit, in der sie sich mit Weiblichkeit auseinandergesetzt hat. „Eine Schlüsselarbeit“, erklärt sie, „in welcher ich eindeutige weibliche Symbole hinterfrage. Ich arbeite mit mir als Subjekt, das hatte ich vorher noch nie gemacht.“

Eine Fotografie von Hannah J. Kohler zeigt sie selbst auf einer riesigen schwarzen Transportbox sitzend. „Der Halo-Effekt und die Wîbheit – Anekdötchen - Musiker“, so der Bildtitel. Eine nicht ganz ernst gemeinte Selbstinszenierung, eine Momentaufnahme – scheint es auf den ersten Blick. Doch in den Arbeiten von Hannah J. Kohler ist nichts zufällig. „Hier zeige ich den Stereotyp-Musiker, sitze auf Transportboxen von Soundsystemen, und in den Kisten sind tatsächlich alte Fernsehgeräte drin. Aber der Betrachter weiß das nicht.“

Werke von Hannah J. Kohler

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