
Julia Hainz und Carmen Westermeier: "The Symbiotic Approach"
Interview

© Foto: The Symbiotic Approach
Was ist Ihr Anliegen?
Im künstlerischen Forschungsprojekt „The Symbiotic Approach“ übersetzen wir das biologische Phänomen der Symbiose als Denk- und Erfahrungsmodell in eine künstlerische Praxis. Wir möchten, dass Menschen, die unsere Arbeiten sehen, eine andere Perspektive auf Identität und Beziehung mitnehmen: Identität verstehen wir als offenes System, das sich in Interaktion ständig verändert. Um dies sichtbar zu machen, nutzen wir den digitalen Raum, in dem wir uns ausdehnen, vervielfachen und sekundenschnell verändern können. In unseren Performances verweben sich Körper, digitale Medien, Glitches, Fehler und auch das Scheitern, das der digitale Raum gegenüber unseren lebendigen Körpern provoziert, zu neuen Formen. Anstatt das Glatte und Perfekte anzustreben, interessiert uns, wie gerade Brüche und Verletzlichkeit produktive Momente der Transformation eröffen.
Warum wählen Sie die Symbiose als Ausdrucksform?
Symbiose bedeutet für uns, Unterschiede als Grundlage für Austausch und gegenseitige Bereicherung ernst zu nehmen. Sie ermöglicht uns, gesellschaftliche Machtverhältnisse sichtbar zu machen. Dabei geht es uns um die Frage, wie Körper – unsere eigenen ebenso wie die der Betrachtenden – im Zusammenspiel mit Technologien, Räumen und Narrativen gelesen und bewertet werden. Wir möchten erfahrbar machen, dass Zusammenhalt, Kooperation und gegenseitige Transformation zentrale Kräfte sind, die nicht nur unsere Kunst, sondern auch gesellschaftliches Zusammenleben neu denken lassen. Indem wir mit leicht zugänglichen Tools arbeiten, sie aber bewusst zweckentfremden, öffen wir den Blick auf Machtmechanismen. Gleichzeitig schaffn wir eine künstlerische Praxis, die sich wie eine Art „Open Source“-Strategie versteht: nachvollziehbar, teil- und erweiterbar.
Was empfinden Sie beim Blick auf Ihr Werk?
Da ist vor allem Dankbarkeit, dass wir uns als Duo gefunden haben und seit über zehn Jahren kontinuierlich künstlerisch zusammen arbeiten und wachsen können. Die gemeinsame Arbeit ist immer wieder aufs Neue eine Herausforderung und Teil eines Prozesses, der auch durch gesetzte Grenzen Impulse erhält. Bei all dem verbindet uns eine wunderbare Freundschaft – und nun die Arbeit an einem digitalen Archiv für unsere Performances und Forschungsergebnisse.
Mehr über die Künstlerinnen
„The Symbiotic Approach“ ist ein Forschungsprojekt von Julia Hainz und Carmen Westermeier, in dem sie ihre zunächst durch punktuelle gemeinsame Ausstellungen geprägte Arbeit nachhaltig und forschungsbasiert weiterführen. In mediengestützter körperlicher Symbiose lösen sie subjektive Grenzen auf und bilden Machtmechanismen, Zusammenhalt und Transformationsprozesse ab. Julia Hainz, geboren 1993, hat an den Kunstakademien in Nürnberg und Wien Kunstpädagogik und freie Kunst studiert. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt. Carmen Westermeier, geboren 1985, hat an der AdBK Nürnberg freie Kunst und an der HfG Karlsruhe Medienkunst studiert. Sie lebt und arbeitet in Stuttgart.
Ausstellungen
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Kunstpalais, Erlangen
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Young Urban Performances, Osnabrück
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TOR Art Space, Frankfurt a.M.
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Hangar, Barcelona
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Württembergischer Kunstverein Stuttgart
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current Festival, Stuttgart
Performances von "The Symbiotic Approach"
![]() The Symbiotic Approach, spuma—scūm—stroma, Performance, 2025, Foto: Dominique Brewing | ![]() The Symbiotic Approach, maybe you cringed me, Performance, 2024, Foto: Johannes Ocker | ![]() The Symbiotic Approach, maybe you cringed me, Performance, 2024, Foto: Johannes Ocker |
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![]() The Symbiotic Approach, maybe you cringed me, 3D Scan, Performance, 2024, Foto: The Symbiotic Approach | ![]() The Symbiotic Approach, spuma—scūm—stroma, Performance, 2025, Foto: Dominique Brewing |




